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Biological medicine for healing and health |
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Schmerz durch verklebte Faszien
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Faszien - Das weisse faserige Gewebe umhüllt den Körper wie ein Spinnennetz. Es bildet ein körperweites Spannungsnetzwerk und schickt Informationen an das vegetative Nervensystem (1). Forscher stellen sich die Frage, ob Faszien vielleicht das fehlende Glied bei der Ursachenforschung von chronischen Schmerzen sind. Viele Faktoren spielen eine Rolle, doch wissenschaftliche Berichte über das Geflecht der Faszien enthüllen neue, ganzheitliche Erkenntnisse in der Schmerztherapie, die wir in der Biologischen Medizin bereits anwenden (2,3,4).
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Das Bindegewebe ist wichtiger als gedacht
Noch immer definieren verschiedene Therapeuten und Wissenschaftler Faszien unterschiedlich. Bis 2007 wurden die Faszien, Bindegewebe genannt. Dr. Robert Schleip definierte den Begriff Faszien als "die Weichgewebeanteile des menschlichen Körpers, der den Binde- und Stützgewebeapparat durchzieht" (5).
Bildlich kann man sich die Faszien wie ein weisses Spinnennetz vorstellen, das einzelne Muskeln, Muskelgruppen, Gefässe und Nerven umhüllt. Dieses Netz erstreckt sich über den ganzen Körper. Die Faszien umhüllen auch Organe und sind mit vielen Nervenenden versehen. Sie enthalten Dehnungs-, Schmerz- und Thermorezeptoren und können dadurch Informationen an das Nervensystem weitergeben (6). Sie bestehen grösstenteils aus Wasser und den Strukturproteinen Kollagen und Elastin. Der Anteil von Kollagen und Elastin bestimmt die Elastizität vom Gewebe. Die Faszien sind in der Lage sich in geringem Umfang zu kontrahieren (zusammenziehen) und passen sich dadurch täglich an ihren wechselnden Ansprüchen des Körpers an (4).
Die Faszien sind also nicht nur Füllmaterial, wie lange geglaubt. Immer mehr Forschungsarbeiten enthüllen wichtige Funktionen der Faszien in unserem Körper:
Stütz- und Trägerfunktion
- Die Faszien können diese Arbeit mit deutlich weniger Energieaufwand als die Muskeln leisten.
Druckausgleich, Schutz- und Stossdämpferfunktion
- Das geschieht, indem sich die Muskeln beim Zusammenziehen verdicken und auf den Widerstand der umhüllenden Faszien treffen.
- Fasziale Schichten leisten einen wesentlichen Beitrag zur Kraftübertragung und -verteilung.
Strukturgebung, Informationsaustausch
- Die Faszien des gesamten Körpers sind ein mechanisches Gerüst, das über Rezeptoren miteinander verbunden und im Austausch ist. Dies ist wichtig, wenn wir uns im dreidimensionalen Raum bewegen. Einerseits ist der Austausch schneller als über einzelne Nerven und andererseits erfolgt die Abstimmung der Muskeln untereinander deutlich feiner. Damit erklärt sich auch, dass ein Schmerz an einem Ort, wie z.B. der Schulter seine Ursache an einem weit entfernten Ort, wie der verkürzten Bauchmuskulatur oder an der Achillessehne haben kann.
Unterstützung des Gefäss- und Immunsystems
- Die Faszien begleiten nicht nur die Muskeln, sondern auch die Gefässe und das Lymphsystem. Sie können deren Funktionen unterstützen, aber auch hemmen.
Stoffwechselfunktion, Filterung von Schadstoffen
- Durch die umhüllenden Faszien ergibt sich beim Zusammenziehen der Muskeln ein Druck auf Organe, Gefässe und Lymphbahnen, womit der Abtransport von Stoffen, vor allem solcher, die bei der Muskelarbeit anfallen, erfolgt. Dies nennt man auch «Muskelpumpe».
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Abb. 1 aus Barnes, Mark F ( 7): "The basic science of myofascial release: morphologic change in connective tissue."Journal of bodywork and movement therapies 1.4 (1997): 231-238.
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Verklebte Faszien und Schmerzen
Die Faszien sind durch diese vielfältigen Funktionen oftmals an der Schmerzentstehung beteiligt, wenn einer der Funktionen nicht mehr richtig ausgeübt werden kann (8, 9). Folgende Faktoren vermindern die Leistung der Faszien:
- Emotionale und psychische Belastungen, Angst, Stress
- Bewegungsmangel, einseitige Bewegung
- Haltungsfehler
- Ungesunde Ernährung
- Alter
- Fetteinlagerungen
- Trauma, einseitige Überbelastung eines Muskels
- Schwermetalle, Umweltgifte
Wenn die Faszien zu wenig oder falsch bewegt werden, verkleben sie und die Flexibilität, sowie die Elastizität nehmen ab. Infolge dessen verringert sich die Verschiebefähigkeit der Bindegewebsschichten, aber auch die, der umhüllten Muskulatur. Diese wird steif und die Muskeln verhärten sich. Schlussendlich entstehen Schmerzen bei Bewegung, das wiederum die Nervenendungen reizt und Alarmsignale ins Gehirn weiterleitet. Dieser Vorgang kann zu einer Schonhaltung führen, da der Körper weitere Schmerzen vermeiden möchte.
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Plastizität der Faszien
Faszien sind verformbar und strecken sich über lange Muskelketten. Durch Dehnübungen lässt sich die fasziale Länge nachhaltig verändern (4). Auch mit verschiedenen Techniken und kleinen Geräten, wie mit einer «Faszienrolle», könnten die Patienten zwischen den Therapiesitzungen selber Verklebungen der Faszien lösen (12). Auch Sportler, besonders Läufer, nutzen Techniken der Selbstbehandlung mit Myofascial Release (13).
Jeder einzelne Muskel ist ein Teil einer funktionell zusammenhängenden Muskelkette, die den ganzen Körper durchzieht. Ist in dieser Funktionskette ein Muskel verspannt, kann es Auswirkungen auf die ganze Funktionskette mit den entsprechenden Gelenken haben (2). So ist es nachvollziehbar, wie z.B. ein Schmerz in der Schulter mit einem verkürzten Wadenmuskel auf der anderen Körperseite zusammenhängt. Das Wissen um die Muskelketten ist hilfreich um das Schmerzgeschehen zu verbessern. Faszienforscher vermuten sogar, dass durch besseres Wissen der Muskelketten und Faszien in Zukunft Bereiche der ganzheitlichen Medizin besser verstanden werden können (4).
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Myofascial Release Methode
Die Behandlungstechnik Myofascial Release entstand in den 1940er Jahren aus einer Mischung von Osteopathie und Rolfing. Bei dieser Technik handelt es sich, wie der englische Name schon ausdrückt, um eine Lösung der (verklebten) Muskeln und der Faszien (10).
Mit der Methode Myofascial Release werden die dreidimensionalen Fasziensysteme gezielt therapiert. Myofascial Release ist eine sanfte, langsame und ruhige Behandlung. Zuerst wird mit dem Patienten Kontakt aufgenommen, dann lässt der Therapeut die Hände langsam ins Gewebe sinken, erfasst die gestörte Funktion, wartet bis eine Veränderung spürbar ist und folgt dem Gewebe. Damit werden die Verklebungen gelöst, physiologische Reize gesetzt und die Faszien können wieder ihre normale Funktion aufnehmen (11).
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Praxisbeispiel aus unserer Therapieabteilung:
Ein Patient hat Schmerzen im unteren Rücken. Wir erklären dem Patienten, dass die Ursache des Schmerzes nicht immer im unteren Rücken sein muss und hinterfragen seine Krankheits-geschichte. Es stellt sich heraus, dass er einen Sturz auf die linke Hüfte gehabt hat. Unsere medizinischen Masseure stellen hohe Muskelspannungen im linken Gesäss und im linken Oberschenkel fest und behandeln die Muskelkette: linker Fuss, linkes Gesäss bis zum Nacken mit der Myofascial Release Methode.Nach mehreren Sitzungen war der genannte Patient im unteren Rücken schmerzfrei.
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Für wen ist diese Methode geeignet?
Es werden Schmerzen jeglicher Arten behandelt, insbesondere chronische Schmerzzustände. Andere Indikationen sind Bewegungseinschränkungen der Muskulatur, Gelenke und Nerven, sowie ein Ungleichgewicht der Muskulatur (muskuläre Dysbalance). Auch kommen Patienten mit besonderen Umständen, wie z.B. Frauen, die wegen Brustkrebs operiert wurden und eine Bestrahlung erhielten (14,15). In diesen Fällen können Verspannungen und Schmerzen von chirurgischen Traumata, Verklebungen und Schonhaltung entstehen.
Gegenanzeigen gibt es soweit keine, da die Methode sehr sanft ist. Überall dort, wo der direkte Druck auf das Gewebe störend oder gar schädlich sein kann, muss entsprechend vorsichtig vorgegangen oder diese Region bei der Therapie ausgespart werden (z.B. Entzündungen der Haut oder der Venen, Abszesse, Ulcera, Thrombosen, etc.).
Die Behandlungsdauer ist relativ lange, da die Faszien ein langsam reagierendes Gewebe ist, die Zeit braucht, um sich wieder zu normalisieren. Eine Therapieeinheit dauert 30 - 60 Minuten und wird max. 2-3 mal pro Woche über mehrere Wochen wiederholt.
Nach einer Behandlung sollte man viel Wasser trinken, um die freigesetzten schädlichen Stoffe (inklusive Toxine), die aus dem Bindegewebe und der Muskulatur gelöst wurden, auszuschwemmen.
Manuelle Therapie als Teil der Biologischen Medizin
In der Paracelsus Klinik wird die Manuelle Therapie meistens mit anderen medizinischen Therapien kombiniert, um im ganzheitlichen Sinn den Heilungsprozess optimal zu fördern. Vor allem Neuraltherapie, elektrotherapeutische Verfahren (Indiba, Papimi) und Sauerstoff-Therapien wie IHHT (Intervall Training mit viel und wenig Sauerstoff) ergänzen sich ideal mit anderen Schmerztherapien wie die Myofascial Release Methode (16).
Das faszinierende Netzwerk der Faszien bestätigt die Lehre der Biologischen Integrativen Medizin, dass der Körper als ein System zusammenarbeitet und ALLES ganzheitlich betrachtet werden muss. Es ist unser Ziel die Punkte zu finden und mit einem geeigneten Therapieplan zu verbinden. Wir helfen Ihnen gerne. Bitte kontaktieren Sie uns.
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In Zusammenarbeit Therapie- und Medizinische Abteilung
Michelle Stadler, med. Masseurin EFA Dr. med. Johannes Naumann Facharzt für Innere Medizin (FMH) Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin (D)
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Referenzen:
- Li YW, Li W, Wang ST, Gong YN, Dou BM, Lyu ZX, Ulloa L, Wang SJ, Xu ZF, Guo Y. The autonomic nervous system: A potential link to the efficacy of acupuncture. Front Neurosci. 2022 Dec 8;16:1038945.
- Fede C, Petrelli L, Pirri C, Neuhuber W, Tiengo C, Biz C, De Caro R, Schleip R, Stecco C. Innervation of human superficial fascia. Front Neuroanat. 2022 Aug 29;16:981426.
- Longhurst JC. Defining meridians: a modern basis of understanding. J Acupunct Meridian Stud. 2010 Jun;3(2):67-74.
- Zullo A, Fleckenstein J, Schleip R, Hoppe K, Wearing S, Klingler W. Structural and Functional Changes in the Coupling of Fascial Tissue, Skeletal Muscle, and Nerves During Aging. Front Physiol. 2020 Jun 24;11:592.
- Liebscher-Bracht, R. (11. 01 2023). Liebscher & Bracht. Die Schmerzspezialisten. Abgerufen am 02. 02 2023 von https://www.liebscher-bracht.com/therapie/grundlagen/faszien/?herkunft
- Fede C, Porzionato A, Petrelli L, Fan C, Pirri C, Biz C, et al. Fascia and soft tissues innervation in the human hip and their possible role in post-surgical pain. Orthop. Res. 2020;38:1646–1654.
- Barnes, Mark F. "The basic science of myofascial release: morphologic change in connective tissue." Journal of bodywork and movement therapies 1.4 (1997): 231-238.
- Langevin HM, Fox JR, Koptiuch C, Badger GJ, Greenan-Naumann AC, Bouffard NA, et al. Reduced thoracolumbar fascia shear strain in human chronic low back pain. BMC Musculoskelet. Disord. 2011;12:203.
- Findley, T., Schleip, R. Fascia research Basic science and implications for conventional and complementary health care. Elsevier Urban & Fischer, Munich (2007).
- Manheim, Carol J. "Myofascial release." Fascia in the Osteopathic Field (2017): 351.
- Ughreja RA et al. Effectiveness of myofascial release on pain, sleep, and quality of life in patients with fibromyalgia syndrome: A systematic review. Complement Ther Clin Pract. 2021 Nov;45:101477.
- Beardsley, Chris, and Jakob Škarabot. "Effects of self-myofascial release: a systematic review." Journal of bodywork and movement therapies 19.4 (2015): 747-758.
- Sulowska-Daszyk, Iwona, and Agnieszka Skiba. "The Influence of Self-Myofascial Release on Muscle Flexibility in Long-Distance Runners." International Journal of Environmental Research and Public Health 19.1 (2022): 457.drome: A systematic review." Complementary Therapies in Clinical Practice 45 (2021): 101477.
- Serra-Añó, Pilar, et al. "Effectiveness of myofascial release after breast cancer surgery in women undergoing conservative surgery and radiotherapy: a randomized controlled trial." Supportive Care in Cancer 27 (2019): 2633-2641.
- Sakada S, Tanimoto Y, Shimizu T. The innervation of fasciae of the masticatory muscles. Bull. Tokyo Dent. Coll. 1974;15:63–75.
- El-Gendy, Mohammed, Yasser Lasheen, and Wafaa Rezkalla. "Multimodal approach of electrotherapy versus myofascial release in patients with chronic mechanical neck pain: a randomized controlled trial." Physiotherapy Quarterly 27.4 (2019): 6-12.
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Internationale Zusammenarbeit für bessere Zahnmedizin
Die ZhuoYuan HuiYi Investment Co. Ltd, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Huapont Life Science Co. Ltd. (Mehrheitsaktionärin der Paracelsus Klinik), unterzeichnete am 10. Februar 2023 eine Absichtserklärung (MOU) über eine Partnerschaft mit der NAM-ZahnHeilkunde, die zu 100 Prozent im Besitz von Prof. Dr. med. dent. Tilman Fritsch ist.
Die beiden Parteien werden ihr jeweiliges Fachwissen nutzen, um die Zusammenarbeit im Clear Aligner-Geschäft zu verbessern. Mit dem Ziel, die innovativen und regenerativen zahnärztlichen Dienstleistungen und Produkte der allgemeinen Öffentlichkeit in Asien zugänglich zu machen.
Die Unterzeichnungszeremonie fand in der Paracelsus Klink Lustmühle in der Schweiz statt. Zu den Unterzeichnenden der Absichtserklärung gehörten Hayden Zhang, Executive Director der Gesundheitsabteilung von ZhuoYuan HuiYi, Prof. Dr. med. dent. Tilman Fritsch, Gründer von NAM-ZahnHeilkunde, Nicole Jia, CEO der Paraclesus Klinik und dipl. med. dent. Gunnar Reifert, leitender Zahnarzt der Paracelsus Klinik.
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Für zusätzliche Informationen über uns, zögern Sie bitte nicht mit uns Kontakt aufzunehmen. Wir würden uns freuen, Ihnen behilflich sein zu können.
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Paracelsus Klinik Lustmühle AG Postfach 162 9053 Teufen AR Schweiz |
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